Ist drinnen, was drauf steht?
Keine Chance für Medikamenten-Fälscher

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September 17, 2021
Die beiden Geschäftsführer Laura Rodríguez García und David Mainka vor dem Nah-Infratot-Messgerät, mit dem Arzneimittel in speziellen Halterungen untersucht werden können, ohne die Verpackung öffnen zu müssen. Quelle: Madlen Pilz

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Laura Rodríguez García und David Mainka untersuchen in Kleinmachnow Arzneimittel und setzen dabei auf innovative Technik. Um Betäubungsmittel prüfen zu dürfen, mussten sie sogar eine Panzertür und Stahlbetonwände einbauen.

Kleinmachnow. Manchmal wird technologischer Fortschritt direkt vor der Haustür geboren. Im Europarc Dreilinden Kleinmachnow wurde am Freitag mit Unterstützung des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz ein neues Prüflabor eröffnet, in dem Arzneimittel zerstörungsfrei auf Inhaltsstoffe untersucht werden. Wie wichtig das sei, zeigten die letzten Arzneimittel- und Impfstoffskandale, erklärt David Mainka, einer der beiden Geschäftsführenden der Ayna Analytics GmbH. „Wir prüfen, ob in den Präparaten tatsächlich das drin ist, was draußen draufsteht“.

Mit neuen technologischen Verfahren wird ermittelt, wie hoch der Gehalt an Wirkstoffen in Medikamenten ist. Denn nach wie vor gebe es Versuche, gefälschte Medikamente oder solche mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum in den Verkehr zu bringen. „Gerade bei teuren Arzneimitteln geht es da um viel Geld“, so Mainka.

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Laura Rodríguez García und David Mainka im neuen Labor der Ayna Analytics GmbH. Quelle: Madlen Pilz

 

Vor allem für Neu- oder Frühgeborene, bei der Behandlung von Hautkrankheiten, in der Tumortherapie oder bei Schmerzpumpen gebe es häufig keine Standardrezepte für Medikamente, erklärt er. Daher würden in Apotheken oder Krankenhäusern immer noch viele Arzneimittel selbst hergestellt. So kann die Dosis individuell an den Patienten angepasst werden. Die Identitätsprüfung der Ausgangsstoffe, die in den Apotheken verarbeitet werden, ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. „Noch immer sterben jährlich tausende Menschen weltweit an Arzneimittelverwechslungen“, ergänzt Mainka.

Der Potsdamer führt das Unternehmen zusammen mit Laura Rodríguez García. Gemeinsam haben sie ein neues Analyse-Verfahren in der sogenannten Nah-Infrarot-Spektroskopie entwickelt. Spezielle Lichtstrahlen, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, messen die Konzentration der Inhaltsstoffe. Durch eigens im Unternehmen entwickelte und im 3D-Druck individuell angefertigte Halterungen können Arzneimittel so auch in ungeöffneter Verpackung untersucht werden. Da die Lichtstrahlen im Infrarotbereich sehr energiearm sind, ist dieses Verfahren besonders schonend. Selbst lichtempfindliche Arzneimittel können untersucht werden, ohne beschädigt zu werden.

Laura Rodríguez García und David Mainka vor dem Lagerraum für Betäubungsmittel, für den strenge bauliche Vorschriften gelten. Quelle: Madlen Pilz

Betäubungsmittel, für die besonders strenge Gesetze gelten, werden bei Ayna Analytics ebenfalls geprüft. Alle Mitarbeiter haben dafür eine spezielle Umgangserlaubnis der Behörde. „Jedes Gramm, das bewegt wird, muss sorgfältig dokumentiert werden“, sagt Geschäftsführerin García. Dafür musste ein eigener Raum entsprechend umgebaut und ausgestattet werden. Zwanzig Zentimeter dicke Stahlbetonwände, eine 900 Kilogramm schwere Panzertür sowie eine zweite Sicherheitstür mit Metallgitter schützen die Betäubungsmittel vor unbefugtem Zugriff. „Die Leitungen für die Elektrik wurden in speziellen Winkeln durch die Mauern verlegt, damit darüber nichts entwendet werden kann“, so die Unternehmerin weiter. Über Körperschallsensoren in den Wänden und Decken erfolgt zudem eine Alarmschaltung direkt zur Polizei.

Die beiden Jungunternehmer sind stolz auf das, was sie aufgebaut haben. „Wir verstehen uns als Dienstleister für Apotheken“, sagt Mainka. Die Messgeräte, die jeweils zwischen 80 000 und 100 000 Euro kosten, werden auch vermietet. Tests können dann direkt vor Ort durchgeführt werden. Ein zeit- und logistisch aufwendiges Verschicken von Proben entfällt, und die Ergebnisse liegen in wenigen Minuten vor.

„Unsere Methoden sind geprüft, alle Geräte arzneibuchkonform eingestellt und werden regelmäßig gewartet.“ So können unterschiedlichste Inhaltsstoffe untersucht werden. Der Name des Unternehmens geht auf das spanische Heimatdorf der Mutter von Laura García zurück. „Ayna bedeutet Quelle“, sagt sie, „und wir gehen den Arzneimitteln hier ja auch bis auch den Grund“.

Von Madlen Pilz

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